An den Berliner Senat, Fraktionsvorsitzende der Parteien im Abgeordnetenhaus, Landestierschutzbeauftragte
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Auf den Straßen Berlins befinden sich geschätzt 10.000-15.000 heimatlose Tauben, die durch den ständigen Kampf um Futter, Wasser und ein Plätzchen zum Schlafen ein hartes Leben auf der Straße führen müssen. Durch den chronischen Hunger, den dichten Stadtverkehr und falsch angebrachte oder beschädigte Vergrämungsmaßnahmen kommt es auch immer wieder zu Krankheiten und Verletzungen der Tiere. Viele Menschen in und um Berlin betreuen und pflegen verletzte und hilflose Tauben mit ihrem privaten Engagement. Aufgrund eines fehlenden Konzepts seitens der Politik sind diese Menschen nun am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt.
Zum besseren Verständnis hier ein wenig zur Hintergrundgeschichte des Taubenelends: Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Meinung sind Tauben in unseren Städten aber weder Wildtiere, noch eine eigene Tierart. Sie sind verwilderte Haustiere, die auf den Menschen angewiesen sind. Ihr Futter besteht eigentlich aus Körnern, die sie auf den asphaltierten Straßen aber nicht finden können. Daher ernähren sie sich von den Abfällen, die die Grossstadt zu bieten hat, was zu gesundheitlichen Problemen und Durchfall führt.
Verirrte und erschöpfte Brieftauben bilden vielerorts den größten Anteil bei der Zuwanderung, was angesichts von allein zum Verband Deutscher Brieftaubenzüchter gehörenden 8000 Brieftaubenzuchtvereinen in Deutschland, die etwa 10 Mio. Tauben halten, nicht verwundert. Das sogenannte „Taubenproblem“ in unseren Städten ist also menschengemacht: Durch Taubenzüchter, allen voran denjenigen, die Tauben als Sportgeräte nutzen und die Tiere zu „Wettflügen“ durch halb Europa fahren. Viele dieser Tauben bleiben dabei auf der Strecke, schaffen es nicht mehr zurück in den heimischen Taubenschlag, stranden in den Städten und werden zur „Stadttaube“. Leider fühlt sich niemand für diese Misere, die Menschen gemacht wurde, zuständig. Hier sollte die Politik die Brieftaubenzüchter mehr in die Verantwortung nehmen!
Zum Glück jedoch gibt es viele tierliebe Menschen, denen das Schicksal dieser zauberhaften Vögel nicht egal ist. Sie versorgen die Tauben täglich mit artgerechtem Futter, sammeln verletzte Tauben oder aus dem Nest gefallene Taubenküken ein, bringen sie zu Tierärzten, ziehen sie liebevoll groß und versuchen Endplätze zu finden. Das alles zahlen diese privaten Tierschützer aus ihrer eigenen Tasche. Durch die große Anzahl an hilfebedürftigen Tieren stehen die Tierschützer unter extrem hohen emotionalen Druck, denn es gibt keine staatlichen Einrichtungen, die die Tiere aufnehmen und flugunfähige oder per Hand aufgezogene Tauben dauerhaft in Volieren unterbringen. Taubenschläge gibt es viel zu wenige in Berlin. Das führt dazu, dass die wenigen privaten Volieren völlig überlaufen sind und es kaum behindertengerechte Unterbringungen gibt. Die tierlieben Menschen haben dann häufig die Wohnung voller Tauben und wissen nicht mehr wohin mit ihnen. Das ist ein Zustand, der weder den Tauben noch den Menschen dauerhaft zugemutet werden kann. Es ist also dringend nötig, ein Konzept zu erarbeiten, wie mit den ehemaligen Haustieren umzugehen ist.
Begründung
Es muss in Berlin schnellstmöglich ein Taubenmanagement, so wie es bereits in anderen Städten vorgemacht wird, eingeführt werden. Das beinhaltet mindestens 1 – 2 Taubenschläge pro Bezirk, wo Tauben artgerecht ernährt, medizinisch betreut und Gebäudeinhaber und andere „kotgeplagte“ Menschen vor einem großen Teil des Taubenkotes bewahrt werden. In den Taubenschlägen findet zudem eine dauerhafte „Geburtenkontrolle“ statt – durch den Austausch der Eier mit Gipsattrappen, was einem weiteren Populationsanstieg vorbeugt. Außerdem fordern wir regelmäßige Kontrollen der Taubenabwehrmaßnahmen und Kooperationsverträge mit Tierschützern und Tierärzten. Ein weiteres Problem sind nämlich die Taubenvergrämungen, die in Berlin nicht regelmäßig und ordentlich kontrolliert werden, so dass es häufig zu erheblichen bzw. tödlichen Zwischenfällen bei schadhafter Taubenabwehr kommt. Auch dort muss der Senat nachbessern. Es kann auch nicht tierschutzkonform sein, Taubenabwehrmaßnahmen zu genehmigen, die am Ende zu noch mehr verletzten Tieren führen!
Wir fordern Sie auf, endlich Verantwortung für die ehemaligen Haustiere zu übernehmen und die überforderten Tierschützer zu entlasten. Mit einem vernünftigen Taubenmanagement hilft man also letztendlich sowohl den Tieren, als auch den Menschen, die unter den Hinterlassenschaften der Tauben leiden müssen.Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Doreen Ohnesorge aus Berlin